Zuma

14.05.2021
Von Silvia Vrösch

Nach dem Tod meiner Hündin machte ich mich auf die Suche nach einem neuen Wegbegleiter, kurzhaarig, max. 40cm hoch und ein Rüde waren meine Vorstellungen.
So wurde ich auf einen 10 Monate alten Australien Shepherd Rüden, aus einer Familie mit 3 Kindern der wegen angeblicher Allergie der Besitzer ein neues Zuhause suchte aufmerksam. Laut Beschreibung der Besitzer, sollte Zuma problemlos alleine bleiben können, gute Leineführigkeit haben (Der 8 Jährige Sohn ging angeblich mit dem Hund regelmäßig spazieren), Jagdverhalten nicht vorhanden (Man war auch schon im Wildgehege), Umwelteinflüsse und neue Umgebungen sollten
kein Problem darstellen.

Beim Besuch der Familie zeigte sich dann ein sehr aufgeregter Rüde, beim Probespaziergang mit der Hündin meiner Schwester war von Leinenführigkeit nichts zu sehen. Aber wir dachten gut das ist jetzt die Aufregung, kriegen wir schon hin ist ja nicht unser erster Aussi. Wenn ein 8 jähriger Junge mit Zuma spazieren gehen kann, dann kann das jetzt ja nicht der
Normalfall sein.

Nach dem ich eine Nacht drüber geschlafen hatte, entschied ich mich Zuma zu übernehmen.

Und das Chaos nahm seinen Lauf.

Zuhause angekommen war alles relativ einfach er erkundete freudig und interessiert sein neues Zuhause. Alleine bleiben ging in der Tat relativ gut.
Solange man in der Wohnung blieb war er ein Schatz, gab auch bei neuen Geräuschen im Haus keinen Ton von sich.
Aber sobald man aus dem Haus ging, brach das Chaos los.

Unser erster Spaziergang sah wie folgt aus:
Tür geht aus Zuma stürmt los. Da er an der Leine war ist nach 2 Metern Schluss und mein Arm gefühlt 10 cm länger. Also, wie in der Hundeschule gelernt, bleibe ich stehen rufe ihn ran und gehe weiter, er rennt wieder in die Leine, ich bleib wieder stehen und so geht das den ganzen Spaziergang lang. Da es mit Halsband dem Hund und mir weh tut wechseln wir zum Geschirr. Und das Spiel geht weiter wie bisher, nur das Zuma jetzt auch noch während des Spazierganges zusätzlich das Geschirr Schreddert. Also aus der Not raus zurück auf Halsband gewechselt. Unsere Spaziergänge laufen nun ständig nach diesem Schema ab und so langsam kommen bei mir Zweifel auf und meine Geduld geht gegen Null und ja manchmal reißt bei mir der Faden und ich werde laut. Nach 14 Tage beschließe ich, dass es nicht nur an der Eingewöhnung liegen kann und
wir professionelle Hilfe brauchen.

Also Hundetrainer gesucht:

Trainer Nr. 1:
Hat auch nur den Tipp immer wenn der Hund zieht stehen bleiben den Hund ansprechen und die Richtung wechseln. Klar haben wir ja auch schon vorher gemacht.
Woran mein Rücken und meine Handgelenke mich immer brav erinnerten. Da Zuma draußen nicht besonders aufmerksam mir gegenüber war, wirkt es auf die Nachbarschaft
als würde ich den Hund mit voller Absicht würgen. Also gab es die ersten Beschwerden, jedoch keine Besserung der Leinenführigkeit.
Die nächste Traineridee, den Hund mit 2 Menschen einmal am Halsband und am Geschirr zu führen.
Brachte auch keine Besserung dafür aber eine Anzeige beim Veterinäramt.
Konsequenz, wir brauchten einen anderen Trainer.

Trainer Nr. 2:
Trainer Nr. 2 hatte den brillanten Plan, Zuma bekommt sein Futter nur noch draußen aus dem Futterbeutel und auch nur wenn er mitarbeitet. Wenn er nicht mitmacht kriegt er auch kein Futter, war die klare Aussage des Trainers. Nach 2 Wochen hatte Zuma 4 Kilogramm abgenommen. Da Zuma vorher schon nicht genug auf den Rippen hatte sah das nicht wirklich gesund aus. Auf Nachfrage beim Trainer was wir denn jetzt tun sollten, bekomme ich die Antwort, abwarten, irgendwann nimmt er es schon an. Okay, also Training mit diesem Trainer ebenfalls beendet.

Da unsere Probleme aber weiterhin bestanden mussten Zuma und ich weitersuchen.

Nachdem Ich meinen Dienstplan so gestaltet hatte, dass ich mich regelmäßigem Training anschließen konnte, starteten wir einen neuen Versuch, nur diesmal sollte es eine Hundeschule sein. Auf Empfehlung meiner Schwester buchten wir beim Retriever-Förder-Verein einen Lind-art® Kurs den Norbert Nitsch von dogs-point leiten sollte.
Meine größte Befürchtung, dass Zuma und ich sofort wieder aus dem Kurs fliegen, weil Zuma mit seiner Unruhe das Gruppengefüge sprengen und alle anderen stören würde, bewahrheitete sich zu meiner Überraschung nicht. Ich traf hier auf einen sehr verständnisvollen Trainer der wirkte als hätte er sogar Spaß daran sich meinem Chaoten anzunehmen.

Nach der ersten Stunde fragte Norbert, wie ich Zuma füttere?

Auf meine Antwort, dass Zuma Trockenfutter bekommt, meinte Norbert er würde gerne ausschließen, dass Zuma auf Futtermilben oder Stoffe aus dem Trockenfutter allergisch reagiert. Er empfahl mir einmal Probeweise auf BARF umzustellen um gemäß Ausschlussverfahren unseren Problemen auf die Spur zu kommen.

Mein erster Eindruck war, hier wird also nicht direkt eine Diagnose ausgesprochen wie „der ist nur Dominant“ oder ähnliches.  Nein, Norbert wollte nicht diagnostizieren sondern eher analysieren. Da mir aber BARFen mit meinem Wechseldienst zu kompliziert erschien wechselten wir erstmal von Trocken- auf Nassfutter und siehe da 2 Tage später zeigten sich tatsächlich erste Verbesserungen.

Sollten Zuma und ich die Odyssee mit kaputten Gelenken meinerseits und jeder Menge Stress auf beiden Seiten tatsächlich in den Griff bekommen?????

Nach ein paar weiteren Kursstunden schlug Norbert mir vor doch mal Zumas Schilddrüse und seine Augen kontrollieren zu lassen. Was soll ich sagen, auch hier wurden die Ärzte fündig, Zuma hat eine Schilddrüsenunterfunktion, die wir jetzt Medikamentös behandeln und eine Kurzsichtigkeit wurde festgestellt.

Nach fast einem Jahr vergeblichen Trainings, hatten wir nun aufgrund der ganzheitlichen Betrachtung von Norbert Erklärungen für einige Probleme Zumas gefunden.
Auch wenn Zuma auf dem Hundeplatz immer noch ein nervöses Hemd mit vielen Baustellen war, wurde es zu Hause von Tag zu Tag entspannter.

Beim Training lernten wir ganz andere Ansätze als bisher kennen, der Hunde wurde nicht einfach eingeschränkt wir mussten auch nicht Chef sein. Nein stattdessen lernten wir Alternativverhalten aufbauen, Entspannungsübungen, Umorientierungssignal, isometrisches anfassen etc. kennen.
Ebenso wurden auch die Bedürfnisse der Hunde berücksichtigt.

Dank Norbert und seiner Trainingsmethoden kann ich jetzt ein Jahr später für unsere Verhältnisse entspannt mit Zuma spazieren gehen. Natürlich sind noch nicht alle Baustellen“ behoben und wenn auf unserem Spaziergang uns andere Hunde begegnen zieht Zuma manchmal noch da hin und ja er steht auch ab und an in der Leine wenn ich ihn nicht lasse aber er ist jetzt ansprechbar und kann gelerntes Alternativverhalten zeigen.

Aber eins ist sicher ohne die Hilfe von Norbert wäre aus Zuma nicht der Hund geworden der er heute ist. Auch wenn immer noch viel Arbeit und ein langer Weg vor uns liegt bin ich der Überzeugung, dass wir das mit Norberts Hilfe auch das noch in den Griff bekommen.

Also Norbert Vielen Dank für deine Geduld, Ruhe und deinen unermüdlichen Optimismus
Ich weiß nicht was wir ohne deine Hilfe gemacht hätten.

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